St. Michael verlässt sein Kloster

Die Statue des Namenspatrons wird nun in einer Werkstatt untersucht und später restauriert.

Das Kloster St. Michael steht jetzt ohne seinen Namenspatron da. Am Freitag, 1. Juli, wurde die lebensgroße Skulptur des Heiligen Michael am Giebel über dem Gotteshaus demontiert, per Aufzug heruntergeholt und auf einem Transporter in eine Steinmetz-Werkstatt gebracht. „Die Aktion ist gut gelaufen, die Figur ist wohlbehalten am Ziel angekommen“, atmet der Steinmetz-Meister und Steinrestaurateur Rudolf Spangel auf, der im Immobilienmanagement der Stadt für die Fassaden-Sanierung zuständig ist. 

 

Schon bei den Vorbereitungen des Abbaus wurden Schäden an der Unterseite der Sandstein-Figur sichtbar, die zwischen den beiden Westtürmen der Kirche seit drei Jahrhunderten genau im Windkanal steht. „Der Eisendorn, auf dem die Figur angebracht ist, war korrodiert und hat den Stein auseinandergetrieben. Früher oder später hätte das zu fortschreitenden Schäden geführt“, berichtet Spangel und verdeutlicht die Gefahr, dass Steine dann direkt vor dem Haupteingang herabstürzen könnten. Außerdem weist die Skulptur zahlreiche Altkittungen, Fehlstellen und Vernadelungen auf. „Deren Tiefe und Beschaffenheit muss genau untersucht werden, ehe festgelegt wird, wie es weitergeht“, so Spangel.

 

Abgleich mit den Originalflügeln

 

Erst nach der Voruntersuchung, die vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege eng begleitet wird, kann die eigentliche Restaurierung ausgeschrieben werden. Ein Gegenstand der Untersuchungen wird auch sein, wie die Originalform der Engelsflügel aus der Barockzeit anhand von Fotos rekonstruiert werden könnte. Bei der letzten Restaurierung 1952 habe man sich mit Flügeln zufrieden gegeben, die Spangel als „Schmetterlingsflügel“ beschreibt. Zwischen einem Viertel- und einem halben Jahr wird voraussichtlich der Aufenthalt von St. Michael in der Werkstatt dauern.

 

Die Arbeit an dieser Skulptur wird als Blaupause für die Restaurierung von fünf weiteren Figuren an der römisch gegliederten Westfassade dienen (Maria, Heinrich, Kunigunde, Otto, Benedikt) sowie des sehr schadhaften Doppelwappens, auf dem sich der Abt Christoph Ernst von Guttenberg und der Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn verewigt haben. Künstlerisch gefertigt wurden diese Arbeiten um 1699 von Nikolaus Resch aus Steinen des Laufer Steinbrechers Christian Lily. 

 

Abschluss der Kirchensanierung im Jahr 2025

 

Die Instandsetzung der Figuren ist ein Teil der von 2009 bis zum Jahr 2030 laufenden Gesamtsanierung der Klosteranlage am Michaelsberg mit Kosten von insgesamt rund 80 Millionen Euro. Möglich wurde diese umfangreiche Baumaßnahme durch eine großzügige Anschubfinanzierung des Bundes und der finanziellen Unterstützung bayerischer Fördergeber – der Oberfrankenstiftung, dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege mit Mitteln des Entschädigungsfonds Bayern und der Regierung von Oberfranken mit Städtebaufördermitteln – sowie der Stadt Bamberg und der Stiftung Weltkulturerbe Bamberg.

 

„Wenn wir weiterhin so gut vorankommen, können wir die Kirchensanierung wie geplant bis Ende 2025 abschließen und voraussichtlich im Jahr 2026 wieder für die Öffentlichkeit zur Verfügung stellen“, sagt Stiftungsreferent Bertram Felix. Er freut sich, dass das Kloster auch ohne die große Figur hoch über dem Eingang nicht ganz ohne Schutzpatron auskommen muss und deutet auf die goldene Wetterfahne auf dem angrenzenden Gebäude. Ein kleiner St. Michael ist dort zu erkennen, der nun allein über das Gotteshaus wachen darf.

 

Hier finden Sie einen kurzen Film des Bayerischen Rundfunks über den Abbau