Ein Schmuckkästchen vor dem Verfall gerettet

Förderpreis der Stiftung Weltkulturerbe Bamberg für die Sanierung des Aufseßhöfleins

Sie haben ein bereits verloren geglaubtes architektonisches Kleinod gerettet und sich damit den Förderpreis der Stiftung Weltkulturerbe Bamberg wahrlich verdient: Andrea und Stephan Fiedler hatten das barocke Aufseßhöflein zwischen 2011 und 2015 mit viel Aufwand und Eigenleistung in vorbildlicher Weise renoviert. Und mehr noch: das lange Zeit leer stehende und sich selbst überlassende Aufseßhöflein wurde von ihnen mit neuem Leben erfüllt.

Gründe genug für den Stiftungsvorstand, den mit 5000 Euro dotierten „Förderpreis zur Erhaltung historischer Bausubstanz 2017“ an die beiden Bauherren zu vergeben. „Das historische und denkmalgeschützte Anwesen ist dank Ihnen aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und ist wieder zu einem wunderbaren Ort zum Verweilen und Feiern geworden“, beglückwünschte Oberbürgermeister Andreas Starke als Vorsitzender des Stiftungsvorstandes die beiden Preisträger.

Zu Beginn des neuen Jahrhunderts hatte kaum noch jemand Hoffnung, dass das ehemalige Lustschlösschen aus dem 18. Jahrhundert nach langem Leerstand überhaupt noch vor dem endgültigen Verfall bewahrt werden könnte. Dann kam Familie Fiedler. Vier Jahre lang haben sie allein oder mit Freunden jedes Wochenende und viele Abende auf der Baustelle verbracht, um etwa das komplette riesige Dach zu decken. Sie hatten größtenteils die Bauleitung inne und arbeiteten immer eng mit den Behörden zusammen.

Dankenswerterweise bekamen die Bauherren von vielen Stellen finanzielle Unterstützung: von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Oberfrankenstiftung, dem bayerischen E-Fonds, der Bundesrepublik Deutschland und der Stadt Bamberg. Nur so waren die 1,7 Millionen Euro für die Restaurierung überhaupt zu stemmen. „Die Begeisterung unserer Gäste ist der beste Beweis dafür, dass sich lohnt, in historische Bausubstanz zu investieren“, so das Fazit von Andrea und Stephan Fiedler, die allen Unterstützern nochmals ausdrücklich dankten.

Das Ergebnis dieser Bemühungen kann sich wirklich mehr als sehen lassen: Der frühere Charme des Barockhauses konnte wiederbelebt werden und neben der eigenen Wohnnutzung bietet die Familie Fiedler eine stilvolle Ferienwohnung in einem separaten Gebäude an. Im Gartensaal kann nicht nur geheiratet werden, auch Konzerte oder anderweitige Veranstaltungen bekommen hier einen ganz besonderen Charme. „Das Aufseßhöflein ist zwar augenscheinlich kein Bestandteil der Bamberger Altstadt, es ist aber ein bedeutender Mosaikstein der Denkmäler in der Stadt Bamberg in ihrer Gesamtheit“, so OB Starke, der anschließend den Preis gemeinsam mit Kuratoriumsvorsitzenden Ulrich Bauer-Bornemann an Andrea und Stephan Fiedler überreichte.

Das Aufseßhöflein wurde 1723 bis 1728 von Phillip Friedrich von Aufseß erbaut. Das ehemalige Lustschloss ist ein geschütztes Baudenkmal und befindet sich seit 1953 auf der Bamberger Denkmalliste. Dieses barocke Kleinod inmitten des Gleisdreiecks in der Bamberger „Nordflur“ hat eine bewegte Geschichte und eine lange Zeit des Niedergangs hinter sich.

Nach prunkvollen Jahren, in denen es als „Lustschlösschen“ für die Jagd und für Feste genutzt wurde, stand das Anwesen ab 1777 unter Zwangsverwaltung. Ab dem Jahr 1839 nutzte eine Gärtnerfamilie die historischen Räume als Gärtnerbetrieb und zur Landwirtschaft.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fand dann der Bahnausbau statt – das Aufseßhöflein stand in dieser Zeit nahezu komplett leer – zur Jahrtausendwende wurde es notgesichert. Doch trotz Verwahrlosung und Vandalismus blieben vereinzelt Reste der einst prachtvollen Stuckdecken, Bodenbeläge und Wände übrig und waren so Zeugnis aus einer längst vergangenen Zeit.

Weitere Infos: www.aufsesshoeflein.de

Filmbeiträge Bayerischer Rundfunk: Während der Sanierung und nach Abschluss der Sanierung.